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Exchange Traded Crypto – Krypto ohne das Kryptische?

Wie Investoren über traditionelle Wertpapierbörsen am Krypto-Assets-Markt partizipieren können. Ein Interview mit Maximilian Monteleone, Co-Founder & Head of Products (CPO) der ETC Group.


Überblick

  • Sind Kryptowährungen ein potenzielles Investment für institutionelle Investoren? 
  • Exchange Traded Crypto, kurz ETC, ist eine einfache und friktionsfreie Möglichkeit, über die Wertpapierbörse in digitale Assets zu investieren 

Nachdem ein Investment in Bitcoin und Co. bei Privatanlegern zumindest als Beimischung im Portfolio längst zum guten Ton gehört, entdecken nun auch institutionelle Investoren die Asset-Klasse der Kryptowährungen nach und nach für sich. Die Fragen „Ob?“ und „Warum?“ in Bezug auf ein potenzielles Investment sind den Fragen „Wann?“ und „Wie?“ gewichen.

Allen voran gab es bis vor Kurzem bei der Frage nach dem Wie kaum eine andere Möglichkeit, als Kryptowährungen über Kryptobörsen zu kaufen und in einer digitalen „Wallet“ zu verwahren. Dies stellte bisher für viele institutionelle Investoren ein K.-o.-Kriterium dar, da diese zusätzlich zu ihren Investmentpräferenzen häufig per Statuten und durch interne Vorschriften hinsichtlich des Handels und der Verwahrung ihrer Investments in ihrem Handlungsspielraum eingeschränkt sind.

Mit dem Erscheinen von „Exchange Traded Crypto“-Produkten (zu Deutsch: börsengehandelte Kryptoprodukte), die in ihrer Struktur und Funktionsweise den mit beispielsweise Gold hinterlegten Schuldverschreibungen (börsengehandelte Rohstoffe ) ähneln, wird diese Asset-Klasse einer breiteren Schicht an privaten und institutionellen Investoren über traditionelle und regulierte Wertpapierbörsen zugänglich gemacht. Wir haben mit Maximilian Monteleone, Co-Founder & Head of Products (CPO) der ETC Group, über Bitcoin, Exchange Traded Crypto und die Entwicklungen im Markt gesprochen.

Die ETC Group war das erste Unternehmen, das im Juni 2020 ein börsengehandeltes Bitcoin-Kryptoprodukt (ETC) an die Deutsche Börse XETRA gebracht hat, den größten ETF-Handelsplatz in Europa. Seitdem hat das Unternehmen sein Angebot an ETCs stetig erweitert und ist mit über 1,86 Mrd. US-Dollar in Assets under Management  Europas führender Anbieter von börsengehandelten Kryptowertpapieren.
  


Hr. Monteleone
: Die ETC Group wurde ins Leben gerufen, um die steigende Nachfrage nach Investments in digitale Vermögenswerte im Markt zu bedienen. Unser Denkansatz war, dass das Interesse der Anleger in Zukunft nur noch weiter zunehmen würde und vor allem dass Anleger wohl über traditionelle Kanäle in diese Asset-Klasse investieren wollen. Daher haben wir uns bei der Entwicklung der Produkte, die vor allem auch einen Lösungsansatz für institutionelle Investoren darstellen, auf ein Höchstmaß an Qualität und Anlegerschutz konzentriert.

In diesem Kontext möchte ich zwei Merkmale besonders hervorheben:

Erstens halten die Anleger die digitalen Vermögenswerte in einer sogenannten „Cold Storage“-Verwahrung bei einer regulierten und spezialisierten Verwahrstelle. „Cold Storage“ bedeutet, dass die digitalen Vermögenswerte offline in physischen Tresoren in den Einrichtungen der Verwahrstelle aufbewahrt werden. Ergänzt durch eine entsprechende Versicherung ist dies derzeit die sicherste Methode zur Verwahrung digitaler Vermögenswerte.

Und zweitens werden die „Exchange Traded Crypto“-Produkte (ETCs) auch gegen die zugrunde liegende Kryptowährung eingelöst.

Was genau verbirgt sich hinter dem Begriff „Exchange Traded Crypto“?

Hr. Monteleone: Exchange Traded Crypto, kurz ETC, ist eine einfache und friktionsfreie Möglichkeit, über die Wertpapierbörse in digitale Assets zu investieren. Die Produktklasse ermöglicht es allen Anlegern, effizient am Wachstum digitaler Assets zu partizipieren und dabei sichere Produkte von institutioneller Qualität zu nutzen, die an den wichtigsten Börsen genau wie Aktien oder ETFs gehandelt werden.

Einfach gesagt, Bitcoin und andere Digital Assets haben nun eine ISIN .

Strukturell gesehen sind Krypto-ETCs beispielsweise den beliebten börsengehandelten physischen Gold-Schuldverschreibungen sehr ähnlich, aber anstatt einer bestimmten Menge Gold ist jeder Krypto-ETC-Anteil durch Kryptowährungen gedeckt.

Wie können Anleger in Exchange Traded Crypto investieren?

Hr. Monteleone: Wie beim Kauf einer Aktie von Amazon, Apple, Tesla etc. oder eines ETF können Anleger bei ihrer Bank oder ihrem Wertpapierbroker nach der ISIN oder der WKN  suchen und z. B. Bitcoin-ETCs an der Börse erwerben und ihrem bestehenden Portfolio hinzufügen. Die Anteile werden wie ein jedes andere Wertpapier sicher im eigenen Depot verwahrt und es besteht kein Bedarf einer sogenannten Digital Wallet, um Kryptowährungen zu verwahren.

Worin besteht der Unterschied zwischen Krypto-ETCs und direkten Investments in Bitcoin und andere Kryptowährungen?

Hr. Monteleone: Eine Vielzahl von Anlegern will über die traditionellen Finanzmärkte investieren, die sie auch für ihre Aktien-, ETF- und Fonds-Portfolios nutzen, und sind sich über die Sicherheits- und Regulierungsstandards von Alternativen wie Online-Kryptoplattformen bzw. ­Kryptobörsen einfach nicht im Klaren.

Hinzu kommt, dass die Gebühren an traditionellen Börsen sehr transparent sind. Für Anleger fallen Managementgebühren ähnlich denen von ETFs an und die Handelsspannen können sich teilweise bis auf lediglich 0,05 Prozent für den Ein- und Ausstieg in eine Position belaufen.

Darüber hinaus ist die sichere Verwahrung digitaler Vermögenswerte ein heißes Thema. Viele Anleger wollen sich nicht mit den Herausforderungen der Einrichtung ihrer eigenen Wallet befassen und wurden in der Vergangenheit auch durch Berichte über Wallet-Hacks verlorener oder vergessener Passwörter sowie durch Hacks von Kryptobörsen verunsichert. Krypto-ETCs bieten daher eine unkomplizierte und sichere Alternative, da die hinterlegten Kryptowerte bei einer spezialisierten und regulierten Verwahrstelle aufbewahrt werden.

Und warum gibt es dann keine Bitcoin-ETFs in Europa?

Hr. Monteleone: Bitcoin-ETCs würden in anderen Märkten, zum Beispiel in Kanada, als ETFs bezeichnet werden. Der Unterschied besteht darin, dass die europäische UCITS- Finanzregulierung   einen Rahmen mit Mindestdiversifizierungskriterien vorschreibt, der es europäischen börsengehandelten Fonds untersagt, in Benchmarks einzelner Vermögenswerte oder in einzelne physische Basiswerte zu investieren.

Strukturell gesehen sind ETCs von ihrer Methodologie jedoch sehr ähnlich und abgesehen von dem F in „ETF“ unterscheiden sich die Produktmechanismen kaum. Beide Produkttypen unterliegen demselben Ausfallrisiko der Emittenten, sind unbefristet in ihrer Laufzeit und werden auf dieselbe Art und Weise an der Börse gehandelt. Ausfallrisiko in diesem Zusammenhang bedeutet, dass selbst im Falle eines Konkurses des Wertpapieremittenten die Vermögenswerte dank eines unabhängigen Treuhänders, der ein Sicherungsrecht an den Vermögenswerten bei einer unabhängigen Verwahrstelle hält, nicht gefährdet sind.

Wie unterscheiden sich ETCs aus rechtlicher Sicht von Kryptowährungen, die in der eigenen Wallet verwahrt werden?

Hr. Monteleone: Der Großteil der institutionellen Investoren darf Bitcoins sowie andere Digital Assets aufgrund interner Auflagen oder Vorschriften vonseiten der Aufsichtsbehörden nicht kaufen oder halten.

Außerdem können Bitcoins und andere digitale Vermögenswerte oftmals nicht oder nur sehr schwer als Teil des vonseiten der Aufsicht geforderten Eigenkapitals anerkannt werden, z. B. weil es für Bitcoins keinen anerkannten Schlusskurs an der Börse gibt. Deshalb eignen sich Bitcoins, die in Form von ETC-Wertpapieren gehalten und an einer Börse wie z. B. XETRA gehandelt werden, besser, um als aufsichtsrechtliches Kapital in der Unternehmensbilanz anerkannt zu werden.

Und schließlich, wie vorhin bereits erwähnt, ist die Treuhandstruktur von ETC-Produkten zum Wohl und zum Schutz der Anleger ausgelegt, was bedeutet, dass die herkömmlichen Mechanismen rund um den Anlegerschutz, die wir von regulierten Märkten kennen, hier ebenfalls Anwendung finden.

Wie sehen Sie die mittel- bis langfristigen Entwicklungen im Markt?

Hr. Monteleone: Ich glaube, dass Bitcoins und andere digitale Vermögenswerte in etwas mehr als einem Jahrzehnt die Art und Weise verändert haben werden, wie wir über Finanzen und Finanzinstitutionen denken. Wenn man die Nachrichten verfolgt, so wird einem bewusst, dass Regierungen und Unternehmen digitale Vermögenswerte zunehmend als mehr als nur ein Experiment sehen. 

Digitale Vermögenswerte ermöglichen mittlerweile jeden Tag reale Transaktionen, und einige der weltweit führenden Zahlungsdienstleister unterstützen und integrieren digitale Währungen als Zahlungsmittel, darunter VISA, Paypal Square und Venmo.

Wir beobachten weltweit den Trend, dass sich Finanzplattformen und Vermögensberater ebenso dieser neuen Anlageklasse annehmen. Dies spiegelt sich in den zunehmenden Investitionen von institutionellen Investoren in diese Asset-Klasse wieder. Ebenso erweitern Investment-Banken und Wertpapierbroker vermehrt ihre Research-Kapazitäten und es werden immer mehr Finanzaufsichtsbehörden in diesem Bereich aktiv, indem sie den Rechtsrahmen und die Regulierungsaufsicht ausweiten.

Herr Monteleone, vielen Dank für das Gespräch.

Hr. Monteleone: Sehr gerne. Danke ebenfalls.


Fazit

Digitale Vermögenswerte wie Bitcoin und Co. haben über die letzten Jahre bewiesen, dass sie mehr sind als nur ein vorübergehender Trend. Sie sind gekommen, um zu bleiben. Die Assetklasse erfährt kontinuierlich steigendes Interesse von privaten und institutionellen Investoren und kann mittlerweile auch über traditionelle und regulierte Wertpapierbörsen gehandelt werden. Jede/r seriöse Investor:in kann diese in seinen Investmententscheidungen nicht länger kategorisch ausschließen und muss sie zumindest in Betracht ziehen.