Bleibt das Licht ungewöhnlich lange an? Läuft das Wasser ununterbrochen? Über eine solche „Anomalieerkennung“ kann das System automatisch Hilfeleistungen auslösen.
Im Senioren-Bereich können Smart Meter-basierte Verbrauchsprofile etwa genutzt werden, um ungewöhnliche Muster festzustellen: Bleibt das Licht ungewöhnlich lange an? Läuft das Wasser ununterbrochen? Über eine solche „Anomalieerkennung“ kann das System automatisch Hilfeleistungen auslösen. Ob Senioren und ihre Angehörigen überhaupt Interesse an einem solchen System hätten, testen Stadtwerke und Dienstleister im nächsten Schritt über Prototypen. Nur wenn hier eine ausreichende Akzeptanz und Zahlungsbereitschaft nachgewiesen wird, verfolgen die Partner das Projekt weiter.
Horizont 2: Marktakzeptanz prüfen
In dieser Phase werden weitere Geschäftsideen wie in Horizont 1 auf Marktakzeptanz geprüft. Beispielhaft könnte getestet werden, ob es Angebot und Nachfrage für neuartige Zusteller- oder Wachdienst-Services auf Basis der Smart Meter-Dienste gibt, also für eine Art Anwesenheitsinformation. Weiterhin überprüfen die Anbieter in dieser Phase, ob sich Netzwerkeffekte entwickeln. So könnten etwa die Paket-, Wach- und weitere anwesenheitsabhängige Dienste als frei kombinierbares Leistungsbündel für Senioren und andere Haushalte angeboten werden.
Erst, wenn mehrere Geschäftsideen („use cases“) positiv validiert und erste Netzwerkeffekte nachgewiesen sind, ist es sinnvoll, in den Aufbau eines Plattformgeschäftsmodells zu investieren. Falls nicht, kann man immer noch die positiv getesteten Geschäftsideen linear weiterführen.
Horizont 3: Wachstum durch Skalierbarkeit
Als Betreiber einer funktionierenden Plattform hat das Stadtwerk die strategische Option, über die Öffnung der Plattform für dritte Parteien diese weiter zu skalieren. Zum einen kann das Stadtwerk die Plattformfunktionalität weiteren Stadtwerken als „White Label“-Softwarelösung zur Verfügung stellen. Diese können dann ihre Smart Meter-Daten entsprechend vermarkten und geben dafür einen Teil ihrer Transaktionserlöse an das lizenzgebende Stadtwerk ab. Zum anderen hat das Stadtwerk die Option, weitere Anbieter relevanter Daten auf der Plattform zuzulassen, sodass sich das Angebot zusätzlicher attraktiver Services für Senioren und andere Haushalte erhöht.
Wenn eine kritische Masse erreicht ist, kann das Stadtwerk weitere Netzwerkeffekte befördern, indem es Programmierern technische Tools und Schnittstellen zur Verfügung stellt, die die Entwicklung neuer datenbasierter Services und die Vernetzung der Services untereinander vereinfachen.
Fazit
Der Smart Meter-Ausbau schreitet weiter voran. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit datenbasierter Geschäftsmodelle: Auf der Grundlage der Smart Meter-Daten von Haushalten, die über eine technische Plattform des Stadtwerks bereitgestellt werden, können Unternehmen ihre Dienstleistung besser erbringen oder gar neue anbieten. Wie die EY & BDEW Stadtwerkestudie 2020 zeigt, halten Energieversorger das Smart Metering für die wichtigste Technologie der digitalen Transformation.