Pressemitteilung

1 Februar 2023

Zahl der weiblichen Aufsichtsräte bei Europas Finanzdienstleistern steigt – in Deutschland dagegen leichter Rückgang

Frankfurt am Main, 01. Februar 2023. Die Aufsichtsratsgremien von Europas größten Finanzdienstleistungsunternehmen werden weiblicher – und gewinnen dabei auch Nachhaltigkeitskompetenz hinzu. Inzwischen sind in allen Aufsichtsräten der führenden europäischen Finanzdienstleistungsunternehmen Managerinnen vertreten – aktuell beträgt der Anteil von Frauen 42 Prozent – ein Anstieg gegenüber der letzten Erhebung im Sommer 2022 um fünf Prozentpunkte.

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  • Genauso viele Frauen wie Männer bei der Neubesetzung von Aufsichtsratsposten europäischer Finanzdienstleister berücksichtigt
  • Frauenanteil steigt europaweit von 37 auf 42 Prozent, in Deutschland leichter Rückgang um ein Prozent auf 39 Prozent
  • Knapp ein Drittel aller untersuchten Unternehmen in Europa hat inzwischen Aufsichtsräte für den Bereich Nachhaltigkeit – meist sind es Managerinnen

Die Aufsichtsratsgremien von Europas größten Finanzdienstleistungsunternehmen werden weiblicher – und gewinnen dabei auch Nachhaltigkeitskompetenz hinzu. Inzwischen sind in allen Aufsichtsräten der führenden europäischen Finanzdienstleistungsunternehmen Managerinnen vertreten – aktuell beträgt der Anteil von Frauen 42 Prozent – ein Anstieg gegenüber der letzten Erhebung im Sommer 2022 um fünf Prozentpunkte.

Der Grund: Bei den neubesetzten Aufsichtsratsposten wurden genauso viele Frauen wie Männer berücksichtigt. Im Vorjahr waren noch 58 Prozent der neu bestellten Aufsichtsräte Männer und 42 Prozent Frauen gewesen.

Damit sind Europas Finanzdienstleister insgesamt weiter als die Finanzunternehmen in Deutschland: Hierzulande sind von den 97 Aufsichtsratsmitgliedern der sechs analysierten Unternehmen 38 weiblich (39 Prozent) und 59 männlich (61 Prozent). Gegenüber der letzten Erhebung im Mai 2022, als 40 Prozent der Aufsichtsräte deutscher Finanzdienstleister weiblich waren, bedeutet dies sogar einen leichten Rückgang.

Ein Vorteil für die europäische Konkurrenz, denn: 44 Prozent der Investoren in Europa in diesem Sektor geben an, dass die Geschlechtervielfalt in den Führungsetagen ihre Entscheidung, in ein Finanzdienstleistungsunternehmen zu investieren, erheblich beeinflusst. Demgegenüber sagen nur 16 Prozent, dass dieses Thema für sie keine Rolle spielt.

Das sind Ergebnisse des „European Financial Services Boardroom Monitor“ von EY, der das Profil, die Erfahrung, die Ausbildung und die Fähigkeiten von Aufsichtsratsmitgliedern der im MSCI European Financials Index abgebildeten 77 führenden Unternehmen aus der europäischen Finanzbranche analysiert, davon sechs aus Deutschland.

Thomas Griess, Managing Partner Financial Services Deutschland bei EY: „Wenn die Top-Entscheidungsgremien von Banken und Versicherungen die Vielfalt der Mitarbeitenden sowie der Kundinnen und Kunden des Unternehmens widerspiegeln, ist das aus Sicht der Investoren ein klarer Pluspunkt. Es ist erfreulich, dass die Branche beim Thema Geschlechterparität europaweit zuletzt vorangekommen ist. Allerdings zeigt sich immer wieder bei der Neubesetzung freiwerdender Positionen, dass es nicht immer leicht ist, kompetente Kandidaten und Kandidatinnen zu finden, insbesondere wenn es um gesuchte Spezialthemen wie ESG- oder Technologiekompetenz geht. In diesem Zuge auch die Zahl der weiblichen Aufsichtsratsmitglieder zu erhöhen, erweist sich vielfach als schwierig.“

Weibliche Aufsichtsratsmitglieder sind jünger als ihre männlichen Kollegen

Die derzeitige durchschnittliche Amtszeit der weiblichen Aufsichtsräte beträgt 54 Monate, die ihrer männlichen Kollegen 66 Monate. Fast genau umgekehrt ist die Lage in Deutschland: Hier sind es die Frauen, die im Schnitt eine längere Amtszeit vorweisen können. Sie sind 68 Monate im Dienst, ihre Kollegen kommen auf 54 Monate.

Das Durchschnittsalter der weiblichen Aufsichtsräte in den Gremien liegt europaweit bei 57 Jahren. Damit sind sie im Schnitt drei Jahre jünger als ihre männlichen Kollegen. In Deutschland liegt das Durchschnittsalter der männlichen Aufsichtsräte ebenfalls bei 60 Jahren, die Frauen sind mit 55 Jahren noch einmal jünger als im europäischen Schnitt.

Weibliche Aufsichtsratsmitglieder von Finanzinstituten haben außerdem häufiger die größere Berufserfahrung im Bereich Nachhaltigkeit als ihre männlichen Kollegen: 72 Prozent der europäischen Aufsichtsratsglieder mit Erfahrung im Bereich Nachhaltigkeit sind weiblich. „ESG-Kompetenzen werden im Finanzsektor immer wichtiger. Bei diesem Thema sind es oft Frauen, die über einschlägige Kompetenzen verfügen“, sagt Griess.

Die männlichen Aufsichtsräte können dagegen im Schnitt häufiger C-Level-Erfahrung vorweisen: 62 Prozent der männlichen Aufsichtsratsmitglieder haben in ihrem Berufsleben bereits mindestens einmal einen Vorstandsposten bekleidet, bei den Managerinnen ist es etwas mehr als die Hälfte (51 Prozent).

Knapp ein Drittel (32 Prozent) der untersuchten europäischen Finanzunternehmen hat inzwischen Vorstandsmitglieder mit Berufserfahrung oder Expertise im Bereich Nachhaltigkeit – ein Anstieg um 13 Prozentpunkte im Vergleich zur letzten Untersuchung. Dabei gehen Banken voran: Vermögensverwalter (32 Prozent) und Versicherer (17 Prozent) hinken dem Bankensektor (49 Prozent) hinterher. Die EY-Analyse zeigt außerdem, dass fast die Hälfte (46 Prozent) der Aufsichtsratsmitglieder mit Nachhaltigkeitsexpertise innerhalb des letzten Jahres ernannt wurden.

Griess: „Finanzunternehmen, die bei Nachhaltigkeitsaspekten nicht in zusätzliche Kompetenzen investieren, drohen den Anschluss an die Konkurrenz zu verpassen. Schon jetzt ist die Bedeutung von ESG-Faktoren bei Investitionen extrem hoch – und sie wird noch weiter zunehmen. Nicht nur, weil Kundinnen und Kunden dies wollen, sondern weil dies auch vom Gesetzgeber vorgeschrieben wird.“

So will die EU Europa bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent machen – ohne dabei an wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit einzubüßen. Griess: „Dies wird kein einfaches Unterfangen – die ökologische Wende der Wirtschaft ist sicherlich die größte Aufgabe dieser Generation. Hier schon jetzt ESG-Kompetenz im Unternehmen aufzubauen ist entscheidend, um den Weg in diese grüne Zukunft mitzugestalten.“ 

 

 

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