Durch den Krieg in der Ukraine wird die Resilienz vieler Unternehmen gefragt. Die aktuelle Situation wirkt sich durch unterschiedlichste Einflussfaktoren auf die Unternehmensperformance aus.
Die Exposition europäischer Unternehmen zu Russland, der Ukraine und Belarus reicht über die gesamte Wertschöpfungskette, von Lieferantenbeziehungen, über Produktionsstandorte bzw. Mitarbeiter:innen bis hin zu Kund:innen aus den entsprechenden Ländern. Zudem sind durch die Marktdisruption auch die Finanzmärkte betroffen, wodurch sich auch in Hinblick auf die Finanzierung von Unternehmen bedeutende Risiken ergeben.
Bereits in den Vorjahren geschwächte Lieferketten sind durch die aktuelle Situation weiter betroffen. Als Folge der bestehenden Importverbote aus Russland und Belarus bzw. des hohen Ausfallsrisikos ukrainischer Handelspartner sind neben Preissteigerungen durch das deutlich geringere Angebotsvolumen auch Lieferverzögerungen und -engpässe zu erwarten. Dies wird zum Teil signifikante Margenschmälerungen diverser Industrien, insbesondere in der produzierenden Industrie und Landwirtschaft, mit sich bringen.
Zusätzlich werden Lieferketten durch die Abhängigkeit diverser Speditionsunternehmen vom ukrainischen Arbeitsmarkt geschwächt. Ukrainische LKW-Lenker:innen waren ein wesentlicher Bestandteil der Spediteure. Nach Kriegsbeginn sind diese jedoch häufig zurück in die Ukraine gereist und stehen den Speditionen nicht mehr zur Verfügung.
Mit dem Exportverbot der EU von Gütern wie Transportmittel, Chemikalien oder Katalysatoren nach Russland, verlieren einige Unternehmen in diesem Sektor einen wichtigen und großen Abnehmer. Zudem wirkt sich die steigende Inflation negativ auf die Kaufkraft der heimischen Bevölkerung aus.
Um dem entstandenen Inflationsanstieg entgegenzuwirken ist nun zu erwarten, dass Zentralbanken im Zuge von Leitzinssteigerungen in den Markt eingreifen werden. Steigende Finanzierungskosten werden somit zusätzlich die Liquidität der Unternehmen negativ beeinflussen. Insbesondere durch die bereits eintretenden Disruptionen der Wertschöpfungsketten werden sich jedoch höhere Finanzierungsbedarfe ergeben. Die Auswirkung steigender Zinsen dadurch also nochmals erhöht.
Natürlich sind insbesondere auch Unternehmen mit bestehenden Standorten auf russischem Staatsgebiet betroffen. Eine rasche Entscheidung des weiteren Fortbestehens der Unternehmensinternen Beziehungen zu Russland ist nun wesentlich, wobei eine Abspaltung durch verhängte Sanktionen einen deutlichen Mehraufwand bedeutet und zusätzliches Know-How benötigt.