- Zahl der chinesischen Investitionen in Schweizer Unternehmen sinkt von neun im Vorjahr auf drei im Jahr 2022
- Europaweiter Rückgang von 155 auf 139 Transaktionen – Transaktionswert sinkt um 65 Prozent auf 4,3 Milliarden US-Dollar
- Schweiz auf Rang 9 der beliebtesten europäischen Länder für chinesische Investitionen
Zürich, 21. Februar 2023 - Chinesische Käufer kamen bei Firmenübernahmen in Europa im vergangenen Jahr seltener zum Zug: Die Zahl der Transaktionen sank im Vergleich zum Vorjahr von 155 auf 139. Auch das Transaktionsvolumen sank: Der Wert der Beteiligungen und Übernahmen sank von 12,4 auf 4,3 Milliarden US-Dollar – bei der Mehrzahl der Übernahmen liegen allerdings keine Angaben zu Kaufpreisen vor.
Auch in der Schweiz traten chinesische Investoren weit seltener in Erscheinung als im Vorjahr: Die Zahl der Übernahmen und Beteiligungen sank von 9 auf 3. Das Investitionsvolumen blieb gegenüber dem Vorjahr (96 Millionen US-Dollar) auf ähnlichem Niveau. Allerdings liegt für zwei der drei in der Schweiz getätigten Transkationen kein Kaufpreis vor. Michael Messerli, Leiter Strategy & Transactions bei EY in der Schweiz, erklärt: «2021 war generell ein ausserordentlich gutes M&A Jahr mit hohen Volumina, der Rückgang im Jahr 2022 kann als Normalisierung angesehen werden.» Im Langzeitvergleich sei 2022 kein besonders schlechtes Jahr gewesen, so Messerli.
Mit Blick auf Unternehmenszukäufe oder -beteiligungen chinesischer Unternehmen im Jahr 2022, liegt die Schweiz damit auf Rang 9 im Ländervergleich – zusammen mit Norwegen, Polen, Portugal, Russland und Schweden, in welchen ebenfalls jeweils drei Geschäfte registriert wurden. Auf dem Spitzenplatz liegt wie im letzten Jahr Grossbritannien mit 27 Transaktionen (Vorjahr: 36), vor Deutschland mit 26 Transaktionen (Vorjahr: 35). Auf Rang drei liegt Frankreich, das als eines von wenigen europäischen Ländern mehr chinesische Investitionen als im letzten Jahr verzeichnen kann – die Zahl der Transaktionen in Frankreich stieg von 12 im Vorjahr auf 17 im Jahr 2022.
Das sind Ergebnisse einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY, die Investitionen chinesischer Unternehmen in Deutschland und Europa untersucht.
Generelle Unsicherheit ein Grund für Zurückhaltung
Hubert Stadler, Leiter des China Desk von EY in der Schweiz sieht klare Gründe für die deutliche Zurückhaltung chinesischer Unternehmen: «Die generelle Unsicherheit, namentlich die steigenden Energiepreise, die Inflation, der Zinsenanstieg und international politische Entwicklungen, haben für diesen Rückgang gesorgt.» Mit Blick auf China selbst fügt Stadler an: «Die Pandemie und die langanhaltenden Eindämmungsmassnahmen, die in China erst Ende letzten Jahres beendet wurden, haben auch die Einleitung und erfolgreiche Umsetzung von Transaktionen erschwert.» China habe sich im letzten Jahr generell mehr auf sich selbst konzentriert.
Chinesen kaufen weniger Industrie-, aber mehr High Tech-Unternehmen
Im vergangenen Jahr gab es europaweit erstmals mehr Unternehmensübernahmen und -beteiligungen im High Tech-Segment, wozu in erster Linie Software- und Halbleiter-Unternehmen zählen, als in klassischen Industriebranchen: Die Zahl der Übernahmen von High Tech-Unternehmen stieg gegen den Trend von 27 auf 32, gleichzeitig sank die Zahl der Industrieunternehmen von 30 auf 25. Im Industriesektor wurden mit neun Transaktionen die meisten Deals in Deutschland gezählt, bei Transaktionen im High Tech-Bereich liegt Grossbritannien mit sechs Deals an der Spitze – vor Frankreich (fünf) und Deutschland (vier).
In Deutschland wurden zudem besonders viele Transaktionen im Gesundheitsbereich gezählt, wozu neben Biotech-Unternehmen auch die Branchen Pharma und Medizintechnik zählen. Europaweit gab es in diesem Segment 17 Transaktionen, von denen neun auf Deutschland entfielen.
Die grössten chinesischen Investitionen in Europa
«Seit Jahresbeginn sind viele chinesische Delegationen von Unternehmen in Europa unterwegs, um neue potenzielle Zielunternehmen zu identifizieren. Die Zahl der Deals wird nicht zuletzt aufgrund der politischen Rahmenbedingungen weiterhin deutlich niedriger liegen als in den Boom-Jahren», sagt Stadler. Dennoch sind Stadler und Messerli optimistisch: «Sobald das Sentiment in China wieder besser ist, wird auch die Zahl an Auslandinvestitionen, inklusive der Schweiz, wieder ansteigen.»
Die europaweit grösste Investition war im vergangenen Jahr der Verkauf des niederländischen Halbleiterherstellers Ampleon, bislang im Besitz eines chinesischen Private Equity Investors, an Wuxi Xichan Microchip Semiconductor für knapp 2 Milliarden US-Dollar.
Die zweitgrösste Transaktion war der Einstieg des chinesischen Internet-Unternehmens Tencent bei der Ubisoft-Familienholding Guillemot Brothers Limited für knapp 300 Millionen US-Dollar, gefolgt vom Erwerb des Französischen Arzneimittelproduzenten Cenexi durch den chinesischen Pharmakonzern Fosun für 218 Millionen US-Dollar.
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