Wie steht Deutschland im internationalen Vergleich da?
Unser Vorteil ist: Insgesamt haben wir eine sehr innovative Industrie. Und wir verfügen über ein wohl weltweit einzigartiges Netzwerk sogenannter „klassischer“ Industrien, also Automobil, Elektrotechnik, Elektronik, Chemie und – schließlich – Maschinenbau. Es gibt Defizite bei der Digitalisierung im Vergleich zu den USA, und gegenüber China haben wir einen Nachteil bezüglich der Dynamik technologischer, wirtschaftlicher und politischer Prozesse.
Hier liegt sicher der Schlüssel für eine fortgesetzte Teilhabe am Wettbewerb für die besten Industrielösungen weltweit: Wir müssen die für unsere Unternehmen typische, nicht staatlich verordnete Flexibilität und Innovation sowie die Vorteile und Stärken unserer klassischen Industrieproduktion möglichst agil mit digitalen Lösungen kombinieren, um wettbewerbsfähige Produkte für die Weltmärkte zu produzieren. Das ist vornehmlich eine unternehmerische Aufgabe, die jedoch in einem angemessenen Rahmen stattfinden muss: Um dauerhaft Schlüsselanbieter sein zu können, brauchen wir vernünftige Standortbedingungen, zum Beispiel hinsichtlich Steuern und Kosten, sowie unternehmerische Freiräume, damit wir schnell und agil auf Veränderungen in unserem Umfeld reagieren können.
Welche Unternehmen werden die Corona-Krise besser meistern, welche weniger gut?
Auch hier kommen drei Faktoren ins Spiel: breite, regionale Aufstellung, Innovation und Solidität. Unternehmen, die finanziell und organisatorisch stabil sind und über innovative Produkte verfügen, stecken Krisen naturgemäß besser weg als solche, die schon angeschlagen sind. Solides Eigenkapital und ein gutes Netzwerk gehören ebenso dazu wie der regionale Aspekt: Wer breit aufgestellt und nicht von einzelnen Märkten abhängig ist, hat einen Vorteil.
Welche Rolle spielen Faktoren wie Größe, Produkte, Geschäftsmodelle, Digitalisierungsgrad oder globale Verflechtung?
Die deutsche Wirtschaft ist geprägt vom Mittelstand, den Eigenständigkeit, unternehmerische Verantwortung, Beweglichkeit und Innovation auszeichnen. Das Besondere ist, dass es in Deutschland neben großen, international tätigen Unternehmen, und dem vornehmlich regional tätigen Mittelstand – also laut Definition Unternehmen mit bis zu 250 Mitarbeitern – zahlreiche große Mittelständler gibt. Viele davon sind sogenannte Hidden Champions, also hoch innovative Weltmarktführer. Diese besondere Mischung ist wichtig. Die kleinen Unternehmen können nicht weltweit aktiv sein, damit wären sie finanziell und personell überfordert. Doch in dem eben angesprochenen Netzwerk über Branchen und Unternehmensgrößen hinweg nehmen die großen Mittelständler die kleinen mit, lassen sie als Wertschöpfungspartner mitwirken und teilhaben an der internationalen Ausrichtung und den Erfolgen innovativer Produkte. Ein solches Netzwerk macht den Standort Deutschland sehr wettbewerbsfähig.