KI-Diagnose
48Sekunden braucht Künstliche Intelligenz, um Herzprobleme zu erkennen.
Die Software des dänischen Start-ups Corti konnte in 93 Prozent der Fälle korrekt einen Herzstillstand diagnostizieren, bei menschlichen Notruf-Mitarbeitern lag diese Quote bei 73 Prozent. Ein weiterer Vorteil: Die Software brauchte für ihre Analyse im Schnitt 48 Sekunden und damit mehr als eine halbe Minute weniger als Menschen. Die Software gilt als sinnvolle Unterstützung für Menschen in einem sehr anspruchsvollen Job, berichtet Bloomberg.
4. KI standardisiert Verwaltungsaufgaben
Bürokratische Aufgaben sind eine hohe Zusatzbelastung und benötigen viel Zeit. Zeit, die dann wiederum für die tatsächliche Behandlung und den Austausch mit den Patienten fehlt. Das ist eine der häufigsten Klagen von Ärzten und Pflegern. KI kann hier gleich mehrfach helfen, schreibt Venture Beat. Behandlungsprotokolle lassen sich mithilfe von KI einfacher transkribieren und intelligent gesteuerte Erfassungsmasken vereinfachen die Dokumentation der Fälle. Auch die Analyse von Abrechnungsdaten kann mit KI effizienter umgesetzt werden.
5. KI wertet 3D-Scans schneller aus
Chirurgen, die mit 3D-Scans arbeiten, haben häufig ein Problem: Es kann bis zu zwei Stunden dauern, um beim Vergleich der Aufnahmen Unterschiede festzustellen. Beispielsweise bei Tumorbehandlungen kann dieser Zeitraum bereits kritisch sein.
Unter Leitung von Forschern am MIT in Boston (USA) haben Wissenschaftler einen lernenden Algorithmus entwickelt, der 3D-Aufnahmen bis zu 1.000 Mal schneller als bisher vergleichen kann. Dafür „lernt“ der Algorithmus zunächst, die Scans übereinanderzulegen und sinnvoll zu vergleichen. Anschließend kann er rund eine Million 3D-Pixel, sogenannte Voxel, in kurzer Zeit auf Unstimmigkeiten überprüfen.
Das Pilotprojekt hat sich mit Hirn-Scans beschäftigt, an einer Ausweitung auf weitere Organe wird laut dem Blog engadget bereits gearbeitet. So könnte beispielsweise die Behandlung nach Lungen- oder Herz-Operationen verbessert werden.
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Unverzichtbar: Medizinische Anwendungsfelder erfordern spezielle Regulierung
All diese Anwendungsmöglichkeiten benötigen eine international abgestimmte Regulierung. Besonders im Medizinbereich mehren sich Stimmen, die Grenzen für die KI-Programmierung fordern und auf die Notwendigkeit einer anerkannten Digital-Ethik hinweisen. Daran wird berufsrechtlich und behördlich auf internationaler, europäischer und nationaler Ebene gearbeitet.
Die medizinprodukterechtliche Zertifizierung oder arzneimittelrechtliche Zulassung von KI, die selbstständig Entscheidungen trifft, ist aktuell noch nicht abgeschlossen. Erste Anhaltspunkte liefern die „10 Gebote“ der Robotik-Richtlinie des EU-Parlaments.
Sie beschreiben unter anderem, dass Roboter künftig menschliche Fähigkeiten stets nur ergänzen, nicht aber ersetzen dürfen. Außerdem sollen sie jederzeit von Menschen kontrollierbar sein und in einer Blackbox sämtliche Entscheidungen speichern, sowie einen Ausklinkmechanismus besitzen, den sogenannten „Kill-Schalter“.
Zehn Regeln des EU-Parlaments zum Umgang mit den Risiken intelligenter Roboter
- Es soll eine EU-Agentur für Robotik und Künstliche Intelligenz geschaffen werden.
- Es soll ein umfassendes EU-Registrierungssystem für fortschrittliche Roboter geschaffen werden.
- Roboter sollen in den Dienst der Menschheit gestellt sein.
- Roboter sollen menschliche Fähigkeiten ergänzen, nicht ersetzen.
- Roboter sollen als Roboter zu erkennen sein, wenn sie mit Menschen interagieren.
- Roboter sollen jederzeit vom Menschen kontrollierbar sein. Es soll maximale Transparenz bei der Programmierung der Robotiksysteme sowie Vorhersehbarkeit des Roboterverhaltens vorgeschrieben werden.
- Roboter sollen mit einer "Blackbox" ausgestattet sein, in der die Daten über jede von der Maschine ausgeführte Aktion - einschließlich der logischen Abfolgen, die zu etwaigen Entscheidungen geführt haben - gespeichert sind. Die Entscheidungsfindungsschritte des Roboters für die Rekonstruktion und Rückverfolgung sollen zugänglich sein.
- Roboterhandlungen sollen umkehrbar sein, um es Nutzern zu ermöglichen, unerwünschte Handlungen rückgängig zu machen und in die "gute" Phase ihrer Arbeit zurückzukehren.
- In Roboter sollen Ausklinkmechanismen ("Kill-Schalter") integriert sein.
- Der für Roboter geltende ethische Leitrahmen soll auf den Grundsätzen der Benefizienz, der Schadensverhütung, der Autonomie und der Gerechtigkeit beruhen. Er soll darüber hinaus auf den in Artikel 2 des Vertrags über die Europäische Union (EU) und in der Charta der Grundrechte der EU verankerten Grundsätzen und Werten, auf anderen, dem Unionsrecht zu Grunde liegenden Grundsätzen und Werten sowie auf bestehenden ethischen Praktiken und Regelwerken beruhen.
Konkret bedeutet das beispielsweise, dass nach Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) nicht nur Software zum Betrieb von Medizinprodukten als Medizinprodukt gilt und daher medizinprodukterechtlich zu zertifizieren ist. Dieselbe „Software as Medical Device“-Einstufung gilt auch für Programme, die für Diagnose- und Therapie-Entscheidungen herangezogen werden.
Regulierung von KI wird damit zu einer wichtigen Rechtsaufgabe. Daraus folgen auch neue Aufgaben für Juristen. Diese müssen sich künftig nicht nur mit regulatorischen Fragen auseinandersetzen, sondern auch bei technischen Neuerungen auf dem neuesten Stand bleiben.
Fazit
Viele Beispiele und Pilotprojekte zeigen, wie Künstliche Intelligenz (KI) im Gesundheitswesen Diagnosen, Therapien und Verwaltungsaufgaben verändert. KI unterstützt beispielsweise Ärzte während Operationen, wertet selbstständig Patientendaten aus oder erkennt, wenn ein Anrufer bei einem Notruf Herzprobleme hat. Für Gesetzgeber, die Gesundheitsbranche und Unternehmen ergeben sich dadurch neue Anforderungen für die Regulierung und Zulassung von Medizinprodukten.